Mit uns der Wind by Bettina Belitz

Mit uns der Wind by Bettina Belitz

Autor:Bettina Belitz [Bettina Belitz]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-12T04:00:00+00:00


Magnetsturm

Mona

»Wach auf. Bitte wach auf … Wach endlich auf, damit ich mich entschuldigen kann …«

Nein. Noch nicht. Es ist zu früh … wir wollten doch gerade erst in die Luft! Obwohl ich die Herrschaft über meine Muskeln nicht vollständig wiedererlangt habe, versuche ich meine Zähne aufeinanderzupressen, um nicht zu seufzen. Ich kann spüren, dass Adrian den Moment herbeisehnt, in dem ich die Augen öffne – doch noch halte ich sie geschlossen, um den letzten Bildern nachzusehen, in denen ich mich eben noch befunden und in denen ich gelebt habe. Wir wollten fliegen … Beinahe wäre es endlich passiert, ich war schon dabei, auf seinen Rücken zu klettern. Sogar die Bäume wichen uns aus und gaben uns Raum frei, damit wir ohne Hindernisse in den Himmel aufsteigen konnten, um die Welt von oben zu betrachten, erhaben über das, was uns sonst immerzu straucheln und fallen lässt.

Noch immer fühle ich das Vibrieren seines Atems unter mir, höre die Klänge seiner Gedanken und Gefühle, kann ihnen beinahe zusehen, wie sie in leuchtenden Farben entstehen und wieder vergehen, während wir unsere Fesseln abstreifen. Ich habe Adrian geküsst und wir wollten gemeinsam fliegen – doch in diesem magischen Moment lag zugleich das Ende dieser Begegnung. Wieder bin ich mitten in einer zärtlichen Berührung eingeschlafen. Vorbei die Hoffnung, dass es bei ihm anders sein würde. Ich ahnte es bereits nach meiner ersten Attacke. Nun ist es offensichtlich.

Was hatte ich nur geglaubt – dass ich von einer Spontanheilung gesegnet werde, sobald ich Adrian begegne, und ich fortan nie mehr Attacken erleide? Das Leben ist doch kein Märchen!

Meine Attacken suchen mich in der gleichen zermürbenden Regelmäßigkeit heim wie zuvor. Mein einziger Trost ist, dass ich noch immer unversehrt bin – doch umso stärker begehrt in mir der Wunsch nach mehr auf, wie ein verlangendes Grollen tief in meinem Unterleib. Die Sonne steht tief und bald wird der Abend hereinbrechen und ihm die Nacht folgen. Aber die Stunden, die bis dahin vergehen, gehören uns. Niemand kann sie uns nehmen.

»Imagine … bitte mach die Augen auf. Bitte.«

Ich liege allein, auf dem Rücken. Wahrscheinlich rollte ich von ihm hinunter, als es geschah, weil all meine Muskeln erschlafften. Eigentlich darf ich ihn nicht mehr küssen. Zu viel Gefühl. Streicheln und berühren auch nicht, denn dabei werde ich sofort ans Küssen denken müssen. Und wenn ich ihn küsse, dann …

Es war so unfassbar schön gewesen … Niemals hätte ich gedacht, dass es so sein kann! Niemand hatte mir je davon erzählt, selbst Jasmin nicht – und Liebesromane hatte ich meistens bei der ersten romantischen Szene in die Ecke gepfeffert, um nicht hungrig nach etwas zu werden, was mir sowieso vorenthalten bleibt. Alles, was ich mir erlaubte, waren vage Träumereien. Doch das, was hier geschieht, ist real.

Und noch sind wir zusammen. Solange er hier bei mir ist und mir meine Attacken als Ohnmachten abnimmt, kann ich noch einen Schritt weiter gehen, so lange können meine Träume noch wahr werden. Daran muss ich jetzt glauben, sonst ist alles verloren. Mit einem tiefen Atemzug hebe ich



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